Grundlagenpapier

Stadtentwicklung: Urbanes Ulm – Grünes Ulm

Ein Grundlagenpapier der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion vom 19.05.2022

Wir haben unser Grundlagenpapier zur Stadtentwicklung veröffentlicht. Darin beschreiben wir nicht nur unsere Visionen zur Entwicklung künftiger und bestehender Quartiere, sondern zeichnen auch klare Maßnahmen, die wir uns zur Umsetzung unserer Ziele wünschen. Unter anderem fordern wir Quartiersplätze zur Stärkung der Stadtteilidentitäten, eine Vergabe von Bauplätzen, die soziale und umweltschonende Konzepte fördert und die Erschließung neuer Wohngebiete nur, wenn auch eine nachhaltige Verkehrsanbindung an ÖPNV und das Radnetz vorliegen.

Ulm – unser Zuhause – ist eine Großstadt. Mit über 126.000 Einwohnern im Stadtgebiet und 190.000 mit Neu-Ulm zusammen. Knapp 200.000 Menschen also wollen an diesem Ort am Fuße der Schwäbischen Alb, den Ufern der Donau, gekrönt von der Bürgerkirche Ulmer Münster, wohnen, arbeiten, sich digital und analog bewegen, einkaufen, unterwegs sein und ihre Freizeit genießen. Und die Prognosen sprechen für weiteres Wachstum. Durch die Fertigstellung der Bahn-Neubaustrecke nach Stuttgart – die Fahrt von Ulm bis Stuttgart Hauptbahnhof dauert dann noch knapp eine halbe Stunde – rückt Ulm quasi in den Nahbereich der großen Südwest-Metropolregion. Zwar ist Ulm weder Berlin, Hamburg noch München, doch findet auch hier großflächig urbanes Leben statt. Mehr noch: Ulm hat in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Bau der Wissenschaftsstadt, der Entwicklung von Bürokomplexen, Industrie- und Gewerbegebieten einen solchen Grad an Urbanität erreicht, dass wir Grünen im Ulmer Gemeinderat die Zeit reif sehen, grundlegend über die Stadtentwicklung Ulms nachzudenken. Nur so wird es möglich, den Bedarf an Korrekturen im Bisherigen und die Linien für Städtebau im Zukünftigen zu identifizieren und offen zu legen.

Getragen werden wir dabei von der Leitidee einer nachhaltigen, ökologischen und die Umwelt schonenden Stadtentwicklungspolitik. Ulm kann durch seine Wachstumsphase und – bei allem Ulmer Stolz – für eine Großstadt überschaubare Größe zum Labor für grüne und innovative Stadtentwicklung werden. Hier in Ulm können wir Pionier sein, wie wir vermeintliche Zielkonflikte, wie den zwischen Flächenversiegelung und Umweltschutz, überwinden können; Pionier sein, wie intelligente Sozialplanung die verschiedenen Milieus der modernen Gesellschaft in der Ulmer Bürgerschaft verbinden kann; Pionier sein, wie Energiewende und Verkehrswende im urbanen Raum umgesetzt werden können und Ulm von der autogerechten zur menschengerechten Stadt transformieren; Ja, Pionier sein und zeigen, wie Stadtteilidentitäten und Dezentralisierung der Nahversorgungsinfrastruktur zu einer lebenswerten Stadt führen.

Dass Stadtentwicklung und Wohnungsbau sich nicht auf alten Konzepten ausruhen darf, zeigte die Corona-Pandemie deutlich: Homeoffice, Ausgangssperre und Quarantäne-Zeiten änderten die Bedürfnisse, die mit Wohnen zusammenhängen, maßgeblich. Die Möglichkeiten an der frischen Luft zu verweilen, waren eingeschränkt, besonders für diejenigen ohne Balkon oder Garten. Wer bisher nicht über ein extra Arbeitszimmer verfügte, dachte vielleicht nach, nun in eine größere Wohnung umzuziehen. Generell bekamen Spielplätze, Gemeinschaftsgrünflächen und Balkone eine größere Bedeutung.

„Aus Sehnsucht wird Weitblick“. Das Motto des Münsterjubiläums steht emblematisch für Grüne Stadtentwicklungspolitik in Ulm. Aus der Sehnsucht nach neuen, nachhaltigen Formen des Zusammenlebens entdecken wir Linien für Stadtentwicklung und Wohnungsbau, die wir mit unserer Politik mit Augenmaß und Weitblick, verlässlich und mutig, nachzeichnen wollen. Schauen wir uns um: wir leben in einer großartigen Stadt. In einer Großstadt. Setzen wir uns dafür ein, dass Ulm auch grün wird.