Arbeitsbedingungen am Uniklinikum Ulm

Frau Ministerin Bauer
Herrn Oberbürgermeister Czisch
Herrn Leitenden Ärztlichen Direktor Kaisers

Ulm/Erbach, 20.01.2021

Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrte Herren,

gewiss stimmen Sie uns darin zu, dass die Beschäftigten des Uniklinikums zu den Hauptleidtragenden der derzeitigen Pandemie gehören, und dass es von deren Können, Einsatz und Motivation abhängt, wie erfolgreich unsere Region durch die Pandemie kommt. Dabei sind bei weitem nicht nur die Beschäftigten der Covid-Stationen von der Pandemie betroffen, die an sich völlig berechtigte Auflage, ihre tägliche Arbeit in voller Schutzkleidung verrichten zu müssen, belastet sämtliche Beschäftigte. Aus unserer Sicht selbstverständlich ist es, dass Land, Klinikum und Stadt das ihnen Mögliche tun, um die Arbeitsbedingungen des Klinikpersonals trotz der derzeitigen Belastung optimal zu gestalten. Es reicht wirklich nicht aus, sie nur zu „beklatschen“.

In etlichen Gesprächen mit den Beschäftigten und aus der eigenen Erfahrung als Medizinerin mussten wir leider feststellen, dass es Nachholbedarf gibt. Wir bitten Sie daher dringend, den folgenden Punkten nachzugehen:

a) Nach wie vor wurden die Betreuungsgebühren für die Zeiten im vergangenen Frühjahr, in denen die Betriebskindertagesstätte des Universitätsklinikums schließen musste, den Eltern nicht erstattet. Es ist nach unserem Kenntnisstand auch für künftige Schließungen nicht geplant. Es ist uns wohl bekannt, dass es dazu einen umfangreichen Schriftwechsel gegeben hat, in dem die jeweils von Ihnen vertretene Institution die Verantwortung auf eine der anderen Institutionen geschoben hat. Wir sind keine Verwaltungsjurist*innen, und maßen uns nicht an, zu beurteilen, wer nun wirklich zuständig ist. Wir empfinden das „Gefeilsche“ jedoch als äußerst unwürdig und den Betroffenen gegenüber schlicht unfair. Wir appellieren daher, zuerst für eine Erstattung der Gebühren an die Betroffenen zu sorgen und sich in Juristerei zu üben, aus welchem Haushaltstitel diese endgültig gedeckt werden.

b) Völlig zurecht stehen diejenigen Ärzt*innen, Pfleger*innen und alle diejenigen der anderen Beschäftigten, die unmittelbar mit der Behandlung von Covid-19 befasst sind, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ihnen gebührt auch höchster Dank und Anerkennung. Nicht unter den Tisch fallen darf, wie eingangs erwähnt, die Tatsache, dass Corona den Alltag aller Beschäftigten des Uniklinikums verändert hat. Es ist etwas ganz anderes, den Dienst auf Station in voller Schutzkleidung versehen zu müssen. Die Forderung, den Schichtplan entsprechend anzupassen, leuchtet uns ein, und wir bitten darum, es ernsthaft zu prüfen.

c) Als GRÜNE stehen wir zur Verkehrswende, und hoffen, dass möglichst viele Beschäftigte des Uniklinikums den ÖPNV nutzen, und arbeiten in unseren derzeitigen Funktionen aktiv an einer Verbesserung des öffentlichen Verkehrs. Wenn wegen des Wegfalls der planbaren Operationen ein Großteil der Patient*innen-Parkplätze leer steht, und die Beschäftigten diese dennoch nicht nutzen dürfen und sie ihr täglichen Weg zum Arbeitsplatz an leerstehenden Parkplätzen vorbeiführt, kommt es bei ihnen als ein Zeichen der Geringschätzung an. Wir bitten nachdrücklich, zu prüfen, ob die Nutzung dieser Parkplätze gestattet werden kann.

d) Wir finden es mehr als angebracht, dass Sie, Frau Ministerin und Sie, Herr Oberbürgermeister, allen Beschäftigten im Namen der Stadt und des Landes für deren Einsatz und deren Beitrag zur Pandemiebekämpfung danken – und das in einem (oder jeweils in einem) Schreiben. Das ist das Geringste, was denen gebührt. Wir sind sicher, dass die Klinikleitung dafür sorgen kann, dann alle Betroffenen dieses Schreiben erhalten.

Die Landtagswahl steht zwar in wenigen Wochen an, aber wir bitten Sie zu glauben, dass dieses Schreiben NICHT dem Wahlkampf geschuldet ist, sondern der tiefen Sorge, dass diejenigen, die gerade einen für uns alle enorm wichtigen Dienst verrichten, nicht fair behandelt werden.

Wir danken für Ihren Einsatz in Voraus und verbleiben

mit freundlichen Grüßen.